Somatic Experiencing®
Somatic Experiencing® ist eine psycho-physiologische Behandlung für Menschen, die durch traumatische Erfahrungen belastet sind. Diese Methode eignet sich besonders, die Folgen von Schock und Trauma aufzuarbeiten und hilft den Betroffenen, wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die eigene Lebenskraft zu gewinnen. Obwohl der Mensch über Regulationsmechanismen gegenüber Traumatisierungen verfügt, die mit denen der Tiere praktisch identisch sind, werden diese Prozesse beim Menschen oft durch das im Neokortex angesiedelte rationale Denken gehemmt. Diese Hemmung führt zur Bildung einer Vielzahl von Symptomen wie:
- Überaktivität / chronische Müdigkeit
- abrupte Stimmungswechsel
- herabgesetzte Fähigkeit mit Stress umzugehen
- mangelndes Selbstwertgefühl / Scham
- bedrängende Bilder / Ängste
- Schlafstörungen
- Leere im Kopf
- übermäßige Scheu
- Suchtverhalten / Selbstverletzung
- Chronische Schmerzen
Symptome verkörpern gebundene Aktivierung. Sie zeigen genau, wo die überschüssige, von einem traumatischen Ereignis verbliebene Energie deaktiviert werden muss.
Der Ansatz konzentriert sich auf Ermächtigung, Meisterung, Ausweitung der Wahlmöglichkeiten, Selbstleitung und Selbstbestimmung.
Wie funktioniert Somatic Experiencing®?
Mit Somatic Experiencing® wird das traumatische Ereignis körperlich und geistig neu verhandelt. Dabei ist nicht das Ereignis selbst entscheidend, sondern vielmehr die Reaktionsweise des Nervensystems, d.h. wie die physiologischen Regulationskräfte mit der Bedrohung fertig geworden sind. Mit SE ist es möglich, ohne Inhalt oder Erinnerung zu arbeiten, wenn das Ereignis zu belastend erscheint. Eine mögliche Retraumatisierung bei der Aufarbeitung wird vermieden, indem die im Nervensystem gebundene Aktivierung schrittweise zur Entladung kommt.
Wesentliche Elemente im Heilungsprozess:
Ressourcenbildung, Erdung, Zentrierung, das Nachspüren der Körperempfindungen, Verhaltensweisen, Gefühle, Überzeugungen, Gedanken, Bilder und Bewegungen.
Zuerst werden mit dem Klienten jene Ressourcen entwickelt, sie während der ursprünglichen Situation fehlten oder unzureichend waren. Auf dieser gestärkten Basis erfolgt dann die Annäherung an das Trauma. Im pendeln zwischen den Ressourcen und dem für das Nervensystem überwältigenden Erfahrung wird die gebundene Überlebensenergie gelöst. Die Veränderung erfolgt bewusst in kleinen Schritten, damit das system sie auch wirklich integrieren kann. So kann der Körper die Reaktion auf die Bedrohung auf natürliche Weise zum Abschluss bringen und damit die mobilisierte Energie entladen. Auf diese Weise findet das Nervensystem wieder zu seiner ursprünglichen Selbstregulierungsfähigkeit zurück und die Symptome können sich lösen.
Schwerpunkte in der Einzelarbeit
- Orientierung und Stabilisierung
- Hilfe bei der Neuregulierung des Autonomen Nervensystems
- Fördern der Toleranzgröße gegenüber körperlichen Empfindungen
- Erkennen der inneren, äußeren und fehlenden Ressourcen
- Arbeit mit dem ganzheitlichen inneren Empfinden („Felt Sense“)
- Körpergrenzen und Kraft
Themen in der Gruppe:
- Stressregulation
- Übungen zum „Felt Sense“
- Ressourcenarbeit
Der Entwickler des Somatic Experiencing® ist Dr. Peter Levine, Gründer der „Foundation for Human Enrichment“ (Coloraso, USA). Er promovierte in medizinischer Biophysik und in Psychologie. Er war Berater für die NASA, hat in zahlreichen Kliniken in den Vereinigten Staaten und Europa gelehrt und erforschte innerhalb von drei Jahrzehnten den Bereich Stress und Trauma.
Quelle: Somatic Experiencing Deutschland e.V.