Bewusstheit durch Bewegung

Bewusstheit durch Bewegung, engl. Awareness Through Movement (ATM), ist die Bezeichnung der Gruppenarbeit der Feldenkrais Methode. Moshe Feldenkrais hat aus seiner zuerst entwickelten Einzelarbeit, der Funktionalen Integration, diese verbalisierte Form des Unterrichtens seiner Methode entwickelt. So konnte er die damit einhergehende Erkenntnisse mehreren gleichzeitig vermitteln.

Moshe Feldenkrais war ein Meister darin, in seiner Arbeit den Menschen eine Atmosphäre zu bieten, sich weiterzuentwickeln und eine vom Alltag konditionierte Wahrnehmung zu erweitern. Wenn Sie sich auf die Feldenkraisarbeit einlassen, tauchen Sie ein in ein verblüffendes Verständnis über die Zusammenhänge Ihres Denkens, Fühlens, Orientierens und Verhaltens.

In praktischen, leicht anwendbaren und gleichzeitig ungewöhnlichen Variationen zu Bewegungsthemen werden Sie zu besserer Selbstorganisation ermuntert. Sie erkunden alltägliche Bewegungsfunktionen und lernen verstehen, wie Ihr Nervensystem die Vermittlung der Muskeln und des Skeletts im Feld der Schwerkraft übernimmt. Mithilfe Ihrer Achtsamkeit darüber, wie Sie etwas tun, verfeinern Sie Ihr Selbstbild und finden zu Beweglichkeit und natürlicher Körperhaltung zurück.

Die differenzierten Lektionen orientieren sich an der frühkindlichen Bewegungsentwicklung und die Bewegungsvorschläge bauen aufeinander auf. Die meisten Stunden finden zunächst im Liegen, also in der Rücken-, Bauch- und Seitenlage statt, manches Mal auch im Sitzen, Stehen und Gehen. Häufig fügen sich einzelnen Details einer Lektion am Ende zu einer größeren Bewegung zusammen. Sie werden immer wieder mit der Verbindung vieler Aspekte beschäftigt sein, die ich Ihnen im Folgenden näher beschreibe.

Bewusstheit und Bewusstsein

Bewusstheit ist eine Funktion und das, was in uns vor sich geht, während wir bei Bewusstsein sind.

Im Alltag funktionieren wir in gewohnten Bewegungsmustern. Das ist auch gut so, sonst „kämen wir nicht vom Fleck“! Das, was uns mühelos gelingt, nehmen wir meist als gegeben hin und achten nicht weiter darauf. Jedoch nehmen wir oft auch diejenigen Verhaltens- und Bewegungsmuster nicht wahr, die uns einschränken.

Jede Stunde in Bewusstheit durch Bewegung beginnt mit einer achtsamen Selbstbeobachtung (Bodyscan) in der Rückenlage. Wir erkunden den Kontakt der einzelnen Körperbereiche, Muskulatur und Skelett zum Boden. Wie liege ich auf, wo ist der Kontakt schwach oder existiert gar nicht? Was spüre ich im Vordergrund, was eher im Hintergrund? Wo empfinde ich Spannung und wo eine gute Unterstützung? Jede ATM orientiert sich anschließend an einer ganz alltäglichen Funktion wie Beugen, Strecken, Drehen, Rollen, Sitzen, Stehen, Gehen, Atmen, Sehen etc. Sie lernen zu spüren, was und wie sie etwas tun. Meine Fragen dienen Ihrer Aufmerksamkeitslenkung. Diese wird auf die Qualitäten der Bewegung gerichtet.

Bewusstheit gibt uns die Möglichkeit, eine Wahl zu treffen.
Moshé Feldenkrais

Zeit und Langsamkeit

Um klar und reflektiert wahrnehmen zu können, braucht es Zeit.

In den Lektionen halte ich Sie zu Langsamkeit an. Sie wiederholen Bewegungssequenzen viele Male. Nicht um sie zu üben, sondern Zeit zu haben, auf Ihre Empfindungen zu achten. Sie entdecken, dass sich mit jeder weiteren Ausführung Ihre Beweglichkeit verbessert, weil Sie sich der Zusammenhänge in Ihrem Bewegungssystem bewusster werden. Da jede Bewegung eine Spur hinterlässt, dienen eingeschobene Pausen dem Nachspüren. Was ist neu? Was hat sich verändert im Kontakt zur Unterlage?

Kraft reduzieren und Grenzen achten

Je weniger wir uns anstrengen umso mehr können wir spüren.

Neben der Entschleunigung gehen die Bewegungen mit einer Reduktion des Umfanges und entsprechend weniger Kraftaufwand einher. Eine Verringerung der Anstrengung und wohlwollende Achtsamkeit sind eine gute Voraussetzung dafür, dass Sie Ihre Grenzen besser spüren können, gerade in Verbindung mit Schmerzen.

Wenn Sie die Bewegungen auf diese Weise müheloser gestalten, werden Sie nun leichter unwillkürliche, die Bewegung und Beweglichkeit einschränkende Muskelaktivität aufzuspüren. Die Wahrnehmungsfähigkeit wird feiner und die Atmung freier, um sich der Handlung anzupassen. Dadurch reduzieren Sie unnötige Spannung und lernen, Ihre Kraft der Handlungsabsicht entsprechend zu dosieren. Ebenso lernen Sie, einer Fixierung auf Schmerzsymptome positiv entgegenzuwirken. Denn Sie bewegen sich immer in einem Umfang, der nicht schmerzt. Wenn keine Bewegung ohne Schmerzen geht, stellen Sie sich diese in der Vorstellung vor. Der Gedanke ist die kleinste Bewegung.

Erkunden und organisches Lernen

Im Rahmen dieses fürsorglichen Selbstmanagements entsteht Raum für Bewegungskreativität.

Die Themen der ATMs orientieren sich an frühkindlichen Bewegungsmustern und infantilen Reflexen. Es werden Kontexte geschaffen, um ohne Leistungsdruck fundamentale frühe Bewegungs- und Wachstumserfahrungen neu zu ermöglichen. D. h. die Bewegungen haben wir alle schon gemacht. Wir entdecken das Selbstverständliche wieder in erweiternden Variationen, manches Mal im Rahmen von Einschränkungen oder in ihrer Umkehrbarkeit. So werden über die Wahrnehmung kognitive und psychische Aspekte mit der Bewegung neu verknüpft und es bilden sich Alternativen heraus. Mit zunehmender Flexibilität erlangen Sie Erkenntnisse über Ihre natürliche Lernfähigkeit und eine bessere Einschätzung darüber, was für Sie „richtig“ ist.

Für uns heißt lernen, das Unbekannte begreifen.
Moshé Feldenkrais

Bewegung, Fühlen und Denken

Menschliche Denk- und Wahrnehmungsfunktionen beruhen auf Bewegung.

Der muskuläre Ausdruck des Körpers ist uns zugänglicher als Gedanken und Gefühle. Körperliche Bewegung ist konkret und lokalisierbar. Verhaltensveränderungen werden aber nur real, wenn sie simultan über Körper, Psyche und Geist, also mit der ganzen Persönlichkeit geschehen. Unser Nervensystem stellt die Verbindung her.

Wenn Sie nun zur anfänglichen Bewegung zurückkehren, erleben Sie möglicherweise den Ablauf koordinierter, fließender, leichter. Das Körperempfinden dabei kann vielschichtiger sein und Ihr Skelett als innere Struktur klarer werden. Abschließend spüren Sie Ihr Körperbild im Kontakt zum Boden sowie im Stehen und Gehen. Wecken neue Impulse und Handlungsweisen Ihr Interesse, fühlen sie diese, reflektieren darüber und ordnen sie ein. Dies alles geschieht gleichzeitig.

Da in der Feldenkrais Methode Bereiche des Selbst angesprochen werden,
ist es nicht möglich, sie nur aus Büchern zu verstehen.
Hans-Erich Czetczok, 1996

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